Was kostet die Welt?

… ist ein Ratgeber, der jungen Menschen, die aus der Jugendhilfe kommen, (aber auch allen anderen) auf dem Weg in die große Freiheit helfen soll, sich in dem Dickicht von Gesetzen, Verordnungen und Regeln nicht zu verlaufen. 
Wie bekomme ich was?
Was muss ich beachten?

Wo lauern die Fallstricke?
Was darf ich nicht vergessen?
Es geht um Wohnung, Strom, Ernährung, Ämter und immer wieder um Geld.
In meiner langjährigen Tätigkeit als Leiter einer Verselbständigungswohngruppe in der Jugendhilfe kenne ich die Fragen und Unsicherheiten, die mit diesem großen Schritt verbunden sind und auch von den meisten Betreuer nicht komplett aufgelöst werden können.

Endlich! Die zweite überarbeitete und erweiterte Auflage ist da!

Die Broschüre kann zum Preis von 6€, ab 10 Stück 5€ pro Stück (incl.MwSt, Porto und Verpackung)  unter
wkdw@matthiasotto.de
bestellt werden.
Eine ordentliche Rechnung wird natürlich mitgeschickt.

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Hurra, die erste eigene Wohnung!

Ohne eigene Wohnung funktioniert die ganze schöne Freiheit nicht und soziales Zusammenleben in Gruppen hattest du jetzt ja ausreichend. Das eigene kleine Reich, das wär’s doch. Keiner kommt ins Zimmer, keiner stört, einfach Ruhe. Dass Wohnungen schwer zu finden sind und die Mieten ständig steigen, sagt der Mann im Fernseher fast jeden Tag.
Aber irgendwie muss es doch gehen, schließlich hat ja eigentlich jeder eine Wohnung, auch die nicht so Schlauen.
Von wem bekommst du denn eigentlich eine Wohnung? Was musst du dafür tun? Was kostet das alles und wer bezahlt das am Ende?

Gut, aber sparsam leben

Weißt du noch, über was dein Betreuer immer gemeckert hat?
Fenster offen und Heizung auf 5 fand er blöd und du sollst nicht so lange duschen und Licht aus, wenn du gehst Das kostet alles Geld.
Jaja, schon klar, aber wie viel und was genau, wurde nicht gesagt.
Kam ja auch nie einer und wollte Geld.
Lieber junger Mensch, auch das ist nun vorbei. Sie kommen, und das
tückische ist, sie kommen nicht sofort, sondern erst nach einem Jahr und dann kann es richtig teuer werden. So eine Nachzahlung, gut im dreistelligen Bereich bei 563€ Bürgergeld? Genau, eine mittlere Katastrophe
Also gut informiert sein und ein paar Sachen beachten und die Nachzahlung des Grauens bleibt dir erspart.

Bürgergeld, BAföG, BAB

Jugendhilfe war zwar einfach, aber irgendwie auch ätzend. Das Eingeteile und Gefrage des Betreuers: Was willst du damit und Bekleidungsgeld ist kein Taschengeld und die ständige Abrechnerei und wehe, da fehlten 50 Cent. Das ist jetzt vorbei, aber wahrscheinlich wirst du auch nach der Jugendhilfe noch auf Geld vom Staat angewiesen sein. Auch wenn du Ausbildungsgeld bekommst, es wird vermutlich nicht ganz reichen um zu leben und zu wohnen.
Klar, die meisten gehen zum Jobcenter und bekommen Bürgergeld.
Es gibt aber auch andere Finanzierungsmodelle.

Inhaltsverzeichnis

1 Hurra, die erste eigene Wohnung
1.1 Wohnungssuche
1.1.1 Ein Angebot und die Besichtigung
1.1.2 Kaution
1.1.3 Bürgschaft
1.2 Die erste eigene Wohnung
1.2.1 Erstausstattung
1.2.2 Einrichten
1.2.3 Übergabe
1.2.4 Alles anmelden
1.2.5 Versicherungen?
1.2.6 Die Einweihungsparty
1.3 Die Miete, das unbekannte Wesen
1.3.1 Betriebskostenabrechnung

2 Gut, aber sparsam leben
2.1 Was kostet eigentlich?
2.1.1 Strom
2.1.2 Gas
2.1.3 Heizung
2.2 Übersicht Energiekosten
2.3 Essen, Gutes muss nicht teuer sein

3 Bürgergeld, BAföG, BAB
3.1 Bürgergeld
3.2 BaföG
3.3 BAB

4 Was noch so wichtig ist (Neu!)
4.1 Geschäfte und Kredite (Neu!)
4.1.1 Kauf auf Pump (Neu!)
4.1.2 Billo aus China (Neu!)
4.1.3 Tipps mit Geld (Neu!)
4.2 Arztbesuche(Neu!)
4.3 Das Netz vergisst nie (Neu!)
4.3.1 Nackte Haut (Neu!)
4.3.2 Was für Daten? (Neu!)
4.3.3 Tips zu deinen Daten (Neu!)

5 Beratung
5.1 Beratungsstellen

6 Zum Schluss

Danke, Impressum & der Autor

Leseproben

1.1.1. Ein Angebot und die Besichtigung

Oh toll, nach etlichen Bewerbungen findest du ein Wohnungsangebot in deinem Briefkasten oder E-Mailfach. Die Größe und der Preis stimmen so halbwegs, also auf zur Besichtigung. Da empfiehlt es sich, jemand mitzunehmen, der schon mal gewohnt hat, also ein bisschen weiß, worauf es ankommt. So bitter es auch ist, wenn da Trauben von Menschen stehen, um sich die Bude anzugucken, kannst du eigentlich schon wieder umkehren. Als Empfänger staatlicher Hilfen hast du kaum eine Chance. Die Wohnungsgeber*innen wollen die Wohnung schnell vermieten und etliche Interessierte werden die kompletten Unterlagen schon dabeihaben, was dir einfach nicht möglich ist, warum, erfährst du gleich. Und bei privaten Vermietungen gibt es oft einen Vater, der dem Vermieter in einem stillen Moment einen kleinen Obolus anbietet und schon unterschreibt sein Zaubersöhnchen und nicht du den Mietvertrag.

1.2.6. Die Einweihungsparty

So, alles, naja fast alles ist fertig. Du bist wahnsinnig stolz auf deine neue Bude und willst natürlich Freunde, Familie und andere Zweibeiner zur Einweihungsparty laden. Und weil dich alle mögen, kommen auch mehr als geplant. Wegschicken willst du auch keinen und die meisten bringen auch noch interessante Getränke mit. Gegen 22 Uhr geben humorlose Nachbarn durch lautes Klopfen bekannt, dass sie wohl einen anderen Musikgeschmack haben und eigentlich ist dir an dieser Stelle alles schon viel zu viel aber du hast es einfach nicht mehr im Griff. Unter anderem, weil du auch nicht mehr richtig sprechen kannst. Als um 3Uhr morgens die Polizei kommt, aber gar nicht mitfeiern will, trollt sich ein grölender Haufen durchs Treppenhaus in Richtung der nächsten Feierstätte.
Spätestens wenn du am nächsten Morgen mit schwerem Schädel die vorverdauten Reste des Kartoffelsalates von den Treppenstufen wischst, wird dir klar werden, dass da wohl was gründlich schiefgelaufen ist. Die Blicke der Nachbarn bestätigen schnell deine Ahnung. Und vielleicht kennst Du das ja schon. Einen guten Ruf wird man schnell los, einen schlechten lange nicht. 

2.1.1. Was kostet eigentlich Strom?

Eine Kilowattstunde kostet in Berlin (Stand Mitte 2024) ungefähr 35 Cent. Das kann aber jetzt, wo du das Büchlein liest, schon wieder ganz anders sein. Die Preise sind heftig in Bewegung und jede größere globale Krise lässt die Preise steigen, leider eher selten sinken.
Dazu kommen Grundpreis, Steuern, Umlagen und Abgaben für Netzentgelte usw. Das versteht mal wieder kein Mensch und bekommt man auch erst auf der Jahresabrechnung zu sehen.
Also rechnen wir mal mit 35 Cent.
Das heißt, ein Gerät, das 1000 Watt Strom verbraucht, kostet in einer Stunde diese 35 Cent Auf jedem Stromverbraucher, sei es eine LED-Lampe oder ein Fernseher oder ein Heizlüfter, steht irgendwo drauf, wie viel Watt das Gerät zieht. Natürlich nur, wenn es eingeschaltet ist. So kann man relativ einfach errechnen, wie teuer zum Beispiel die eingeschaltete Deckenlampe oder der ständig laufende Fernseher ist.
Probieren wir das einmal:
Alte Glühlampen gibt es im Prinzip nicht mehr, energiesparende LED-Lampen sind mittlerweile Standard. Die sind zwar in der Anschaffung recht teuer und kosten so 3 bis 5 € das Stück, verbrauchen aber auch nur zwischen 6 und 18 Watt.
Du hast dir in unserem Beispiel eben mal eine gängige LED-Lampe von 11 Watt in deine Deckenleuchte geschraubt. In einer
Stunde wären das 0,00385 €, also knapp 0,4 Cent, also nichts.
Wer in Mathe beim Dreisatz hingeschaut hat, weiß:

1000W : 0,35€
11W : x                              11 W × 0,35 € : 1000 W = 0,00385 €

Wenn du jetzt also das Licht anlässt und nach 10 Stunden von der Ausbildung zurückkommst, hast du schon 0,0385€ ausgegeben, also 3,85 Cent, immer noch lächerlich.
Nehmen wir mal an, du hattest Urlaub und hast dich schön eine Woche an der Ostsee rumgelümmelt, natürlich mit Licht
im Wohnzimmer.
Das wären dann: 7 Tage = 168 Stunden = 0,65 €.
Da es bei der Abreise aber noch dunkel war und du, wie immer, spät dran warst, hast du im Bad und in der Küche auch gleich alles angelassen, wären schon mal 1,95€ weg.
Nur mal so zum Spaß, wenn die eine Lampe ein Jahr leuchtet, kostet dich das knapp 34€.

2.3. Essen: Gutes muss nicht teuer sein

Nicht ganz unwichtig im Leben, der Mensch muss hin und wieder etwas essen. Die Altemännerweisheiten, sieben Bier seien ein Schnitzel und „Das bisschen, was ich esse, kann ich auch rauchen.“, führen zu Leber- und Lungenschäden und haben mit gesunder Ernährung nichts gemein.
Da ist es wieder: „gesunde, ausgewogene Ernährung“, bekannt aus diversen Entwicklungsberichten und eines der Lieblingsthemen aller Jugendhilfebetreuer dieser Erde.
Was soll das? Ganz kurz: bessere Haut, schönere Haare, nicht so schnell fett werden, dezenter Muskelaufbau, nicht so oft krank, insgesamt verbesserte Erscheinung. Klar, durch intensives Rauchen und regelmäßiges Komasaufen bekommt man die auch wieder weg.
Es ist Deine Entscheidung.
Der Einzelhandel ist voll von Fertiggerichten und Snacks und Cracks und Flakes aller Art und das ist ja auch ok, nur vielleicht nicht immer. Wenn du mal Langeweile hast oder besser gleich im Laden, guck mal hinten auf die Verpackung rauf, was da so alles drin ist, meist nicht viel von dem, was vorne drauf steht.
Fett und Zucker sind aber fast immer gut dabei. Falls du ein Problem mit deinem Gewicht hast, weißt du jetzt auch warum. Und falls dir frische Erdbeeren nicht so schmecken, weil die leckere Erdbeermilch für 55 Cent viel mehr nach Erdbeere schmeckt, könnte man das als Geschmacksverirrung bezeichnen. Die Lebensmittelindustrie kann mittlerweile fast alles, was früher vom Bauern kam, chemisch ersetzen und das machen die auch.
Wem so ‘was Spaß macht? „Gesunde, ausgewogene Ernährung” geht aber anders.
Hier ein paar Tipps für den preiswerten Einkauf:
– Gehe möglichst nicht hungrig einkaufen. Du kaufst viel mehr als du brauchst.
– In den sogenannten Discountern (z.B. Aldi, Lidl, Plus, Netto, Penny, Norma) ist fast alles preiswert.
– In den sogenannten Vollsortimentern (z.B. Edeka, Rewe, Kaufland, Real) gibt es eine riesige Auswahl, ist aber im Schnitt auch teurer. Die haben aber alle ihre Billigmarken (ja, gut & günstig, u.a.) und die sind dann wieder sehr preiswert.
– In Augen- und Griffhöhe befinden sich eher die teuren Artikel. Guck mal weiter unten im Regal, da wird’s meistens billiger. 
Was Übrigens richtig ins Geld geht, ist der regelmäßige, mittägliche Besuch der Imbissbude um die Ecke und hinlänglich bekannter Fresskonzerne wie Würgerschling und das Restaurant zur goldenen Möwe.
Macht übrigens auch fett und schlechte Haut. 

3.1. Bürgergeld

Früher gab es Hartz4 und ALG2, heute heißt das Bürgergeld und ist auch deutlich mehr. Das steht allen zu, die sich (noch)
nicht alleine versorgen können, und wird immer wieder angepasst.
Wenn du schon gearbeitet hast und arbeitslos wirst, bekommst weiterhin Arbeitslosengeld 1 (ALG 1). Aber wenn du dann nicht in einer bestimmten Zeit einen Job findest, rutscht du auf Bürgergeld ab. Es sei denn, das ALG 1 reicht nicht, dann wirst du Aufstocker, auch wieder so ein schönes Wort, und erhältst anteilig Bürgergeld.
Weil aber nicht jeder schon gearbeitet hat und vielleicht trotzdem keinen Job findet oder das Ausbildungsgeld nicht reicht, bekommt er oder sie halt auch Bürgergeld.
Alles klar? Wenn nicht, nochmal lesen!
Ob nun komplett Bürgergeldempfänger*in oder Aufstocker*n, es läuft immer ungefähr auf den Regelsatz hinaus. Der beträgt (Stand 2024) 563€ für Alleinstehende. Zusätzlich bekommst du die Wohnkosten bezahlt. Auch das folgt natürlich strengen Regeln bzw Bemessungsgrenzen. Aber das hatten wir ja schon im Kapitel 1 3.
Solltest du nicht alleine wohnen, seid ihr blitzartig eine Bedarfsgemeinschaft. Jede*r bekommt nur noch 506 € und da wird
natürlich wieder alles verrechnet. Sehr demokratisch und individuell das Ganze, aber eben auch schön kompliziert.
Als Bürgergeldempfänger*in musst du mal mehr, mal weniger Auflagen erfüllen, meistens mehr. Tust du das nicht, drohen
Leistungskürzungen und das kann ausgesprochen schnell gehen. Also bitte alle Fristen einhalten und nett sein auf dem Amt. Dämliche Ausreden, die beim Jugendamt noch gezogen haben, bewirken bei Jobcenter-Mitarbeiter*innen meist nur ein
müdes Lächeln.

Endlich! Die zweite überarbeitete und erweiterte Auflage ist da!

Die Broschüre kann zum Preis von 6€, ab 10 Stück 5€ pro Stück (incl.MwSt, Porto und Verpackung)  unter
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